BLOG vom: 23.02.2005
Der schamlose Charme des angriffslustigen Gasts
Autorin: Lislott Pfaff
Ist Ihnen, liebe Textatelier- und Blogatelier-Leser, nicht auch aufgefallen, dass George W. Bush während seiner gegenwärtigen „Charme-Offensive“ (Blog vom 21. 2. 2005: „Kriegsähnlicher Ausnahmezustand: Hurra, Bush ist da!“) durch diplomatisch ausgewählte Teile von Europa auf allen Fotos mit provokativ protzig gespreizten Beinen dasitzt, die Hände wie zum Angriff bereit auf die Oberschenkel gestützt?
Bei seinen Treffen mit dem holländischen Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer und dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac sieht man hingegen die beiden Europäer auf den am 22. Februar 2005 publizierten Keystone-Fotos mit artig übereinander geschlagenen Beinen dasitzen. Der Holländer de Hoop Scheffer hat sogar seine Hände friedlich gefaltet, wie es sich für einen in Treue ergebenen Bush-Verbündeten gehört.
Eindeutiger könnte der Gegensatz zwischen der aggressiven neuen Welt und dem alten Europa nicht ausfallen. Jedenfalls geht aus diesen Fotos klar hervor, auf welcher Seite der Charme liegt.
PS: Heute ist der Bush-Tross in Mainz, das in eine Festung mit zugeschweissten Schachtdeckeln, lahmgelegtem Verkehr, geschlossenen Schulen und Tausenden von Scharfschützen sowie militärischer Flugüberwachung inkl. Abschusserlaubnis verwandelt worden ist. Die Mainzer Einwohner dürfen sich nicht einmal an Fenstern zeigen. Wo Texaner sind, wird gern scharf geschossen, wie es die Tradition gebietet.