BLOG vom: 25.11.2015
Werner Morlang
Autor: Pirmin Meier, Historiker und Schriftsteller, Beromünster LU/CH
Werner Morlang (1949 – 2015), war ein Schweizer Germanist, Übersetzer, Schriftsteller und Publizist. War er der letzte Stellvertreter Robert Walsers auf Erden? – Zusammen mit Bernhard Echte entzifferte der philologische Schwerarbeiter die „Mikrogramme“ aus Walsers „Bleistiftgebiet“. Wertvoll für das Verständnis von Walsers Hauptwerken, die Schatzkammer einer „happy few“. Morlang, aus Olten gebürtig, war auch ein leidenschaftlicher Filmfreund. Kino und Literatur waren für seine Generation noch ein Abenteuer. Doktoriert hatte er mit einer These über Arno Schmidt. Einige Jahre leitete er in Zürich das Robert-Walser-Archiv.
Mit dem Abtreten der Walter Muschg, Emil Staiger, Peter von Matt ging die Epoche der Literaturkanoniker an den Hochschulen zu Ende. Kreative Germanisten verzogen sich in die Klause des Privatgelehrten. In dieser Eigenschaft wurde Morlang Entdecker und Erschliesser. So von Ludwig Hohl und Gerhard Meier, auf dessen Meisterschaft der Solothurner unpathetisch aufmerksam machte. Die „Heimlifeissen“, also Geheimtipps in Literatur und Philosophie hatten es ihm angetan. Zum Beispiel der Aargauer Philosoph, Journalist und Relgionskritiker Robert Mächler (1909 – 1996). Dessen Vermächtnis betreute er bis zu dessen 100. Geburtstag, den er zusammen mit Karlheinz Deschner, Hans Saner, Christoph Bopp, Gabriele Röwer, Peter Wanner, Michael Schmidt-Salomon, Philippe Dätwyler, Textatelier-Gründer Walter Hess und anderen beging. Die leisen Stimmen in der Literatur standen für Werner Morlang im Vordergrund, so die Lyrik und Prosa von Klaus Merz, dessen 70. Geburtstag er knapp noch erlebte. Frei von literarischem Snobismus war der bärenhafte Hüne Morlang unter unseren Germanisten einer der letzten Meister. Der Träger einiger Literaturpreise erlag nie den Versuchungen der Eitelkeit, aber am 18. November in Zürich einem Krebsleiden.