Der Komposthaufen Hinter grünbemoosten Brettern, wo der Garten sich verliert, hebt sich aus verjährten Blättern abgeschieden das Geviert. Kürbisschalen, Blumenreste, faule Frucht und welkes Kraut, nasse Strünke, dürre Äste, Eingeweide, Schuppenhaut, bleiche, preisgegebne Dinge, abgeschabt und ausgebeult Würmer, Asseln, Engerlinge wimmeln, Wesen engverknäult. Oben summen Tausendschwärme bläulich schillernd durch den Dunst, unten in der dunklen Wärme gärt und brodelt stumme Brunst. Unablässiger Entfaltung urgeheimes Schöpfungsbett und in heiliger Umgestaltung quillt es schwärzlich, feucht und fett. Wage nur, dem schwarzen Schosse, Liebender, dich anzutraun! Wirst die alterslose, grosse Mutter, Braut und Schwester schaun. Leben preist sich überschwänglich! Wie ein ewiges Lobgebet ist die Wollust unvergänglich, und die Brautnacht dauert stet. Werner Bergengruen
Der Komposthaufen
Hinter grünbemoosten Brettern, wo der Garten sich verliert, hebt sich aus verjährten Blättern abgeschieden das Geviert.
Kürbisschalen, Blumenreste, faule Frucht und welkes Kraut, nasse Strünke, dürre Äste, Eingeweide, Schuppenhaut,
bleiche, preisgegebne Dinge, abgeschabt und ausgebeult Würmer, Asseln, Engerlinge wimmeln, Wesen engverknäult.
Oben summen Tausendschwärme bläulich schillernd durch den Dunst, unten in der dunklen Wärme gärt und brodelt stumme Brunst.
Unablässiger Entfaltung urgeheimes Schöpfungsbett und in heiliger Umgestaltung quillt es schwärzlich, feucht und fett.
Wage nur, dem schwarzen Schosse, Liebender, dich anzutraun! Wirst die alterslose, grosse Mutter, Braut und Schwester schaun.
Leben preist sich überschwänglich! Wie ein ewiges Lobgebet ist die Wollust unvergänglich, und die Brautnacht dauert stet.
Werner Bergengruen
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