Textatelier
BLOG vom: 09.08.2011

London-Krawall: Verwahrloste, verstossene Randalierer

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Entgegen meiner Gewohnheit knipste ich am Samstagabend, 06.08.2011, ahnungslos die BBC News im Fernsehen an und blieb am Bildschirm kleben, währenddem die Krawalle in Tottenham, in Nordlondon, ihren Verlauf nahmen.
 
Sie begannen, kurz nachdem eine friedliche – und amtlich bewilligte – Demonstration vor der lokalen Polizeistation stattgefunden hatte. Die Leute wollten erfahren, warum der 29-jährige Taxipassagier Mark Duggan am Donnerstag, 04.08.2011, angeblich von der Polizei erschossen worden war. Die Menge wartete umsonst auf einen Polizeisprecher und verzog sich schliesslich enttäuscht und verärgert.
 
Warum meldete sich kein Polizeifunktionär? In solchen Fällen wird immer wieder eine langwierige Untersuchung eingeleitet. Die „Independent Police Complaints Commission (ICPP)“ wurde damit beauftragt. Eine kurze Ansprache hätte vielleicht ausgereicht, um die Demonstranten zu beruhigen.
 
Es wird oft übersehen, wie leicht heute über Handy und iPad Randalierer mobilisiert werden können. Und sie erschienen frühabends in Massen. In Tottenham, ein armseliges Quartier voller Einwanderer aus der Karibik und deren Abkömmlingen, treiben jugendliche Banden von Messerstechern und Revolverhelden ihr Unwesen. Ein ähnlicher Krawall vor 25 Jahren im gleichen Quartier ist mir im Gedächtnis haften geblieben … die Polizei ist seither höchst unbeliebt.
 
Zurück zur Gegenwart: Die Polizei griff nicht ein, als ein Doppeldeckerbus und 2 Streifenwagen der Polizei und andere Vehikel in Brand gesteckt wurden. Kurze Zeit später brannte eine Anzahl von Gebäuden lichterloh. Weder die Feuerwehr noch die Ambulanzen konnten die Brandherde erreichen. Dicker Rauchqualm entstieg noch bei Tageshelle aus den Brandstätten in der verwüsteten Strasse.
 
Es kam, wie es kommen musste: Die Schaufenster vieler Geschäfte in der Tottenham High Street wurden mit Steinwürfen zertrümmert und die Läden geplündert.
 
Anderntags (Sonntag, 07.08.2011) breiteten sich die Krawalle in anderen Quartieren aus: in Enfield (ebenfalls in Nordlondon) und in Brixton (Südlondon). Diesmal zückten die Polizisten ihre Schlagstöcke, und es gelang ihnen schliesslich, die Krawalle einzudämmen.
 
Die verwilderten Horden von Jugendlichen vegetieren in diesen Quartieren am Rande der Gesellschaft. Der Rauschgifthandel floriert. Messer und Schusswaffen lassen sich in diesen Gettos viel zu leicht beschaffen.
 
Guter Rat ist teuer, wie die Obrigkeit solchen eklatanten Missständen entgegenwirken könnte. Diese Jugendliche bleiben verwahrlost sich selbst überlassen und sind von der Gesellschaft ausgestossen, die sich ihrer nicht annimmt.
 
Weitere Blogs zum Leben in England von Emil Baschnonga
Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück
Canna verleihen einen Hauch karibisches Flair
Artenreiche Streuobstwiesen stark gefährdet
Liebe zu den Kräutern in die Wiege gelegt
Eine Hütte mit Fleischsuppe im Namen
Rätsel um die Russenbänke in Präg gelöst
Altes Giftbuch entdeckt – Wurde Mozart vergiftet?