Textatelier
BLOG vom: 16.02.2012

Hochzeiten und Ehen: Irrtümer, Zweifel und Eintags-Ehen

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Schon wieder hat mich Rolf P. Hess aus Cebu (Philippinen) überraschend auf ein Blogthema gebracht. In einer E-Mail am 12.02.2012 schrieb er mir etwas über die Ehe. Das Erlebnis kam ihm in den Sinn, als er das Ehe-Blog von Emil Baschnonga las. Hier sein Bericht:
 
„Vor etwas über 30 Jahren wurde ein mit uns eng befreundetes Paar aus Saanenmöser BE von einem Priester getraut. Ich war der Trauzeuge. Beim nachfolgenden Mittagessen erzählten wir – der Pfarrer und ich – uns Witze. Einer davon ist mir geblieben. Dieser Herr Pfarrer fragte mich – etwa 2 Stunden nachdem er Ruth und Larry vermählt hatte, ob ich wisse, was EHE bedeutet. Und erklärte dann, dass dieser Ausdruck aus dem Lateinischen stammt: "Errare Humanum Est!“.
 
„Errare humanum est“ heisst: „Irren ist menschlich.“ Es gibt noch einen Zusatz, der so lautet: „Errare (Erasse) humanum est, sed in errare (errore) perseverare diabaolicum“, das bedeutet: „Irren ist menschlich, aber auf Irrtümern zu bestehen, ist teuflisch.“
 
Wenn ein Pfarrer solche Äusserungen von sich gibt, ist das doch bemerkenswert. Er hat wohl schon viele Irrungen und Wirrungen mit Vermählten erlebt. Heutzutage gibt es ja viele Kurzehen und schnelle Scheidungen. Kein Wunder, dass so mancher Pfarrer nicht an die immerwährende Ehe glaubt, obwohl er von den Brautpaaren immer wieder ein Eheversprechen zu hören bekommt. Da wird viel versprochen und später wenig gehalten. Leider ist es heutzutage so.
 
Im Fall von Ruth und Larry blieb es beim fröhlichen Stimmungswitz; er erwies sich für einmal als unzutreffend. Die beiden seien noch heute glücklich verheratet, versicherte mir Rolf.
 
Eintags-Ehe in Schwerin
Am 12.02.2012 berichtete die Online-Ausgabe des Spiegels (www.spiegel.de) von einem Schweriner Paar, das sich nur wenige Stunden nach der Trauung dermassen zerstritten hat, dass die Polizei anrücken musste. Die 44-jährige Braut war ganz konsterniert. Sie konnte es nicht fassen: Ihr 4 Jahre älterer Mann habe sich nach der Trauung total verändert. Sah er seinen Irrtum ein? Hatte er sich verstellt, um die Frau zu erobern? Oder war die Hochzeitsnacht ein Desaster? Oder bemerkte der Ehemann, dass seine Frau keine Jungfrau mehr war?
 
Auf jeden Fall geriet sich das Paar nach der Hochzeitsnacht in die Haare. Als die Polizei in die Wohnung kam, fanden sie nur die Braut vor. Der Ehemann war geflüchtet. Sie behauptete, ihr Mann sei ein ganz anderer Mensch geworden. Offiziell soll es um die Gästeauswahl eines nachbarschaftlichen Umtrunks zur Feier der Vermählung gegangen sein.
 
Als die Beamten den Einsatzort verliessen, fuhr der Ehemann mit seinem Auto vor. Er hatte sich in einer Wirtschaft betrunken. Die Messung ergab 1,54 Promille Alkohol im Blut. Nun hatte er auch noch seinen Führerschein los.
 
Auch bei den in Las Vegas und anderswo geschlossenen Schnell-Ehen sind Annullierungen bald an der Tagesordnung. Es gab sogar betrunkene Paare, die sich aus einem seltsamen Bedürfnis heraus schnell verheirateten und dies später bei Einkehr von Nüchternheit bereuten.
 
Blitz-Scheidungen kommen immer wieder bei Prominenten vor. Seltsamerweise verlieben sich die im Rampenlicht Stehenden viel zu schnell (und dann in falsche Partner), heiraten noch schneller und lassen sich nach kurzer Zeit scheiden. Kaum zu glauben, was die Hochzeiten und auch Scheidungen kosten.
 
Das aktuellste Beispiel war die Hochzeit zwischen Kim Kardashian (US-Reality-Star mit einer üppigen Oberweite) und Kris Humphries. Die Hochzeit wurde als Reality Show „Keeping Up With The Kardashians“ mitgefilmt. Nach 72 Tagen wurde die Ehe annulliert. Es wird vermutet, dass die Hochzeit ein PR-Gag gewesen ist.
 
Nach Publikation der „Eintags-Ehe“ wurden einige Kommentare ins Netz gestellt. „Naja“ schrieb: „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“
 
„Sysop“ liess verlauten: „Das hat eine ehemalige Freundin von mir noch schneller hinbekommen. Die Beiden haben nicht erst bis zur Nacht gewartet, sondern sich auf dem Weg vom Standesamt nach Hause schon gestritten mit Handgreiflichkeiten bis zum Polizeieinsatz.“
 
Charles Darwin hatte Zweifel
Charles Darwin hatte seine Zweifel. Er zeichnete auf einen Zettel 2 Tabellen. Die eine Tabelle überschrieb er mit „Heiraten“, die andere mit „Nicht heiraten“.
 
Unter „Heiraten“ trug er dies ein: „Kinder, ein Heim, Reiz weiblichen Plauderns, Versorgung usw.“ In die 2. schrieb er: „Zeitverlust, Störung der abendlichen Lektüre, bei mehreren Kindern Zwang zum Geldverdienen usw.“ Dann zog er den Saldo und schrieb: „Es gibt viele glückliche Sklaven“ – und heiratete.
 
Ich kenne Leute, die auch so einen Zettel nach „positiven“ und „negativen“ Eigenschaften des Partners ausfüllten. Manche brauchen dieses Hilfsmittel nicht, sie erkennen innerhalb von Sekunden, dass hier die Frau seines Lebens vor ihnen sitzt oder steht. Aber auch hier gibt es Irrtümer.
 
Sokrates hatte auch einen weisen Spruch für einen Schüler. Er sagte, er soll heiraten. „Ist es eine gute Frau, so wirst du glücklich. Ist es eine böse, wirst du ein Philosoph.“
 
Ein Vater, dem Vorhaltungen gemacht wurden, dass er seinen Sohn in jungen Jahren verheiraten wollte: „Jetzt muss es geschehen. Wenn er Verstand hat, ist es zu spät.“
 
Auch mein Stiefvater wollte mich eines Tages verkuppeln. Er hatte wohl das Bedürfnis, mich bei vollem Verstand meinerseits zu verheiraten. Ich war damals etwa 22 Jahre alt. Er nahm mich an einem Sonntag mit zu einem befreundeten Bauern, der 2 Töchter hatte. Es ergab sich ein Gespräch mit Vater, Mutter und der einen Tochter. Sie war zwar ganz nett, aber ich konnte mich doch nicht für eine Landwirtstochter, die an diesem Tag gehörig nach Stall roch, entscheiden. Dann machte mein Stiefvater keine Kuppeleiversuche mehr.
 
Aus einem Schulaufsatz einer Berliner Mädchenklasse: „Shakespeare zeigt uns in ,Romeo und Julia’ ein berühmtes Liebespaar, woran sich jeder ein Beispiel nehmen sollte! Denn wie oft werden heute Ehen ohne Nachdenken geschlossen!“
 
Eine Gattin liest gerade die Tageszeitung. Dann blickt sie auf und sagte zu ihrem Mann: „In Afrika lernen sich die Ehepartner erst nach der Hochzeit kennen.“ Der Mann entgegnet mürrisch: „Bei uns noch später.“
 
Ein Mann, der scharf nachgedacht hat, kam zu dieser Erkenntnis: „Möglicherweise nennt man die Ehe einen heiligen Stand, weil es in ihm von Märtyrern wimmelt.“
 
Nur einmal gleichen Sinnes
30 Jahre war ein Bauer mit seiner Frau verheiratet. Er berichtete, dass er vom Trauungstag abgesehen nur einmal eines Sinnes war. Als nämlich ihr Haus abbrannte, wollten sie gleichzeitig durch die Tür sausen.
 
„Sie konnten sich nie recht leiden
und wurden doch ein Paar.
Sie dachten täglich ans Scheiden
durch fünfundzwanzig Jahr`.
 
Sie hasst ihn, der nicht minder
von Schmähungen über sie strotzt,
und beide haben neun Kinder
einander abgetrotzt.“
(Georg Bötticher, Eine Ehe)
 
Und hier ein Spruch von einem unbekannten Verfasser: „Gute Ehemänner sind selten gescheite und gescheite selten gute.“ Nun rate ich, zu welcher Kategorie ich mich zählen darf.
 
Ein Berner, der seit 4 Wochen verheiratet ist, fragte seine Angetraute: „Wollen wir zuerst etwas Gewisses tun, Liebling, oder wollen wir zuerst speisen?“
 
Manche brauchen eben länger! Nicht nur wegen der Berner, denen man eine ausgesprochene Langsamkeit nachsagt.
 
Falsche Bibelstelle
Und hier noch eine Geschichte aus dem lustigen Buch „Riss dir ke Bein erüs!“ von Ottfried von Zeltingen:
 
Ein Pfarrer hatte eine Nichte zum Patenkind. In jungen Jahren war das Kind schmächtig und furchtsam. Es weilte öfter zur Erholung im ländlichen Pfarrhaus.
 
Als der betagte Pfarrer von der bevorstehenden Hochzeit des Patenkindes hörte und sich an die furchtsame Veranlagung der Braut erinnerte, wollte er ihr einen Vers aus der Bibel zum Trost mitgeben. Auf der Post gab er ein Telegramm auf mit der Referenz: 1. Johannes 4,18. Dort heisst es „Furcht gibt es nicht in der Liebe, sondern vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, weil die Furcht hemmend wirkt. In der Tat, wer sich fürchtet, ist nicht vollkommen gemacht worden in der Liebe.“
 
Bei der Post ging die „1“ auf dem Telegramm verloren. Als die Braut das Telegramm bekam, schaute sie gleich in der Bibel nach und las den Text und wurde ohnmächtig.
 
Der Text lautete unter Johannes 4,18: „Fünf Männer hast Du gehabt, und den du jetzt hast, der ist nicht dein Mann.“
 
Internet
www.spiegel.de („Eintags-Ehe in Schwerin“)
http://intouch.wunderweib.de („Blitz-Scheidung: Die kürzesten Promi-Ehen“)
 
Literatur
Puntsch, Eberhard: „Witze, Fabeln, Anekdoten“, Moderne Verlags-GmbH, München 1968.
Zeltingen, Otfried von: „Riss dir ke Bein erüs!“ (Sammlung und Deutung der witzigsten alemannischen, meist elsässischen Anekdoten), Selbstverlag 1972.
 
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