Textatelier
BLOG vom: 17.02.2012

Reaktionen auf Blogs (118): Vertrauensdefizite im Irrgarten

Präsentation der Leserpost: Walter Hess, Publizist, Biberstein AG/CH (Textatelier.com)
 
Naturnah gewachsene Lebensmittel sind in unseren Blogs ein häufiges Thema, ebenso wie die Bemühungen um alte Sorten und die traditionelle Verarbeitung und Zubereitung ihrer essbaren Bestandteile. Der Letzteren nimmt sich insbesondere die Organisation „Slow Food“ (SF) an. Bei einer Besprechung im SF-Rahmen habe ich Roger Staub kennengelernt. Er unterrichtet Gymnasiasten in Deutsch und schreibt regelmässig zu Themen rund um Nahrungsmittel und Essen (E-Mail: romeogusto@bluewin.ch).
 
Zur Thematik Vertrauen und Kontrolle bei Nahrungsmitteln liess er mir im Januar 2012 aus aktuellem Anlass folgende bemerkenswerte Stellungnahme zu den Vorkommnissen auf dem Biomarkt zukommen:
 
Jüngst wurde bekannt, dass kriminelle Händler in Italien Billigware aus Schwellenländern importiert, diese als Bioware zertifiziert und dann zu lukrativen Preisen nach Nordeuropa exportiert haben – darunter auch in die Schweiz. Man rechnet, dass seit 2007 mehrere hunderttausend Tonnen Lebensmittel im Wert von rund 300 Millionen Franken zu Bioware umgemünzt wurden.
 
Schon triumphiert die Fastfood-Seele: Bio sei Betrug, man sehe es wieder mal. Die Leute würden über den Tisch gezogen, bezahlten hohe Preise für ihr gutes Gewissen und ässen doch nur minderwertige Ware. Alle Kontrolle nütze nichts, führe nur zu Bürokratismus und überhöhten Preisen. Da könne man gleich nach Lust und Laune einkaufen.
 
Diese Form von Begriffsmangel geht nicht nur eine Koalition mit den kriminellen Fälschern ein, sondern auch mit der zwar legalen, aber unhaltbaren Produktion von Nahrungsmitteln, die weder ökologisch-nachhaltig, noch sozial-verträglich ist.
 
Ein wachsender Teil von Konsumenten will heute sicher sein, dass die gekauften Produkte natürlich und gesund sind – gerade in einer Welt, wo Betrug möglich ist. Das Zertifikat von Biosuisse in Form der Knospe geniesst bei den Konsumenten hohes Vertrauen, weil hier die Kontrollen sehr streng sind. Viele Bauern, die aus ökonomischen Gründen zum Biolandbau konvertieren, wollen sich dem nicht unterwerfen und beklagen den überdurchschnittlichen Kontrollaufwand. Sie plädieren für ein „weicheres Label“, das mehr auf Vertrauen und Selbstkontrolle setzt. Das mag in Zeiten, wo der Bauernstand unter zunehmenden ökonomischen Druck gerät und Bioprodukte gefragt sind, verständlich sein. Doch die stark wachsende Nachfrage nach Bioprodukten hat die Pioniere des Biolandbaus, die sich der biologischen Produktion aus idealistischen Gründen verschrieben haben, unter Druck gebracht. Sie haben sich einst unter Biosuisse zusammenschlossen und sich die strengen Vorschriften selber auferlegt. Ihnen gebührte eigentlich unser Vertrauen, denn sie wollen nicht einfach „saubere“ Produkte möglichst billig herstellen, sondern dies auch unter nachhaltig-ökologischen und sozialen Bedingungen. Deshalb gehen ihre Vorschriften über die Gesetzesbestimmungen des Bundes für Biolandbau hinaus.
 
Gewiss, auch Biosuisse ist vom aktuellen Lebensmittelskandal betroffen. Es handelt sich vor allem um Futtermittel der italienischen Firma Sunny Land. Im vorliegenden Fall wurde der italienische Verantwortliche bei der Zertifizierungsstelle für Bioprodukte bestochen. Wer also betrügen will, der findet Wege, und keine noch so strenge Kontrolle kommt ohne Vertrauen aus. Aus dem Missbrauch abzuleiten, Kontrollen seien eh sinnlos, ist kurz gedacht. Wer weiss, in welchem Ausmass in der industriellen Produktion von Lebensmitteln betrogen wird, wo die Kontrollen lasch und die verschlungenen Wege des globalen Marktes die Herkunft verwischen. So wird vermutet, dass 80 % des „italienischen“ Olivenöls aus Schwellenländern Europas stammt.
 
Die Zukunft einer gesunden Ernährung liegt in den Händen der Konsumenten. Junk- und Slowfooder, oder anders gesagt, die preis- und die qualitätsbewussten Esser, sitzen im gleichen Boot, wenn es darum geht, sicherzustellen, dass die Ware, die wir essen, wenigstens minimalen Standards entspricht und das ist, was sie zu sein vorgibt. Und dann wäre da noch die Frage der Nachhaltigkeit, die auch nur geeint gelöst werden kann: „Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht“– so der Untertitel von „Food Crash“, einer lesenswerten Studie von Felix zu Löwenstein. Vorderhand wird also weiter kontrolliert. Und gleichzeitig von einer Welt ohne Betrug geträumt.
 
Roger Staub
 
Die Klima-Wahrsager
Mit einer anderen Art von Vertrauensschwund, dem Glauben an die Klima-Propheten nämlich, befasste sich Martin Eitel (E-Mail: M.Eitel@gmx.net) aufgrund meines Blogs „Kyoto-Protokoll und CH: Zum Himmel stinkender Ablasshandel“ vom 23.01.2012:
 
Beim Klima haben wir es weniger mit Wissenschaft als vielmehr mit Wahrsagerei zu tun. Die grosse Besorgnis der „Klimaschützer“ gilt seit einiger Zeit – anders als noch in den 1970er-Jahren – nicht mehr dem Sinken der globalen Temperatur, sondern deren Anstieg. Tatsächlich lässt sich ein unsteter minimaler Anstieg im Bereich von Zehntelgraden seit etwa 1850 nachweisen. Allerdings ist ein kausaler Zusammenhang mit der monoton angestiegenen Emission von anthropogenem CO2 auszuschliessen.
 
Das Spurengas CO2 ist bei der üblichen geringen Konzentration allerdings kein Schadstoff, sondern muss im Zusammenhang mit der Photosynthese als Nährstoff für die Pflanzenwelt angesehen werden, der unentbehrlich für Mensch und Tier ist und nicht die Atmosphäre verschmutzt.
 
Um den globalen Temperaturwandel zu bestimmen, werden möglichst konsistente getaktete Datensätze bodennaher Temperaturen benötigt, gemessen in einem erdumspannenden engen Netz optimal positionierter Messstationen und ausgewertet durch örtliche und zeitliche Mittelwertbildung über mindestens 30 Jahre. Bei den Messungen treten Fehler auf. Fehlerquellen sind vor allem die Unvollkommenheiten des Messnetzes auf den Weltmeeren, aber auch die Verfälschung der Messungen an Land durch veränderte Umgebungseinflüsse, wie zum Beispiel bis zu 2,5 Grad C und mehr durch Wärmeinseln wachsender Städte und Industrien, sowie durch Wandel der Landnutzung. Prof. Friedrich-Karl Ewert, der an der Universität Paderborn lehrte, unterzog sich der mühevollen Aufgabe, die von der US National Aeronautics and Space Administration NASA gesammelten Temperatur-Messkurven von über 700 Messstationen aller Erdteile aus den letzten Jahrzehnten auszuwerten. Weltweit ergab sich nur für etwa 30 % der Stationen eine Erwärmung, für etwa 50% eine Stagnation und für 20 % eine Abkühlung.
 
Ähnlich wertete Prof. Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam- Institut für Klimafolgenforschung PIK, Angela Merkels sogenannter Klimaexperte, mit Kollegen die Daten von 95 weltweit verteilten Messstationen aus und befand in einem wissenschaftlichen Journal: In the vast majority of stations we did not see indications for a global warming in the atmosphere [Phys.rev. E 68 (2003)]. Abweichend von dieser wissenschaftlichen Publikation sprach er öffentlich politisch korrekt im Interesse seiner Auftraggeber in der Politik von einer Globaltemperatur auf „Rekordkurs“.
 
Da die Umlaufbahn der Erde um die Sonne eine Ellipse ist, ergeben sich aus diesem Kurvenverlauf und dem unterschiedlichen Abstand zur Sonne erhebliche Auswirkungen auf das Klima.
 
Was nun die Frage betrifft, inwieweit ein anthropogener Anstieg von CO2 in der Atmosphäre eine Klimaerwärmung verursacht, ist anzumerken, dass es sich dabei um eine Hypothese handelt.
 
Bewiesen ist das nicht, und einen entsprechenden Konsens gibt es in der Wissenschaft erst recht nicht.
 
Abgesehen davon, dass sich eine globale Erwärmung nicht feststellen lässt, stellt die Gegenmeinung die anthropogene Komponente in Frage und meint, dass hier Ursache und Wirkung nicht feststehen und dass es auch die Erklärung gibt, dass das im Meerwasser enthaltene CO2 als Folge einer Erwärmung der Ozeane, die z. B. durch eine geringere Entfernung zur Sonne beeinflusst wird, teilweise in die Atmosphäre gelangt und dadurch einen höheren Gehalt an CO2 in der Erdatmosphäre verursacht.
 
Zudem gibt es Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass es bereits in vorindustrieller Zeit höhere CO2-Konzentrationen gegeben hat als jetzt und Warm- und Kaltzeiten immer wieder abgewechselt haben, völlig unabhängig von der Industrialisierung. Natürlich hat auch die Abholzung der Wälder zur Gewinnung von Weide- und Ackerfläche die Folge, dass durch die geringere Zahl von Bäumen weniger CO2 durch Photosynthese in Sauerstoff umgewandelt wird.
 
Unabhängig davon, dass ein ressourcenschonender Umgang mit fossilen Energieträgern auf jeden Fall und nicht nur im Hinblick auf CO2-Emissionen sinnvoll ist, muss man aber leider festhalten, dass es bei der Klimapolitik und bei dem angeblichen Klimaschutz zur CO2-Reduzierung weniger ums das Klima geht als um die Generierung von Einnahmen.
 
Bei dem Film von Al Gore mit dem Titel „An inconvenient Truth“ handelt es sich um ein Hollywood-typisches Machwerk, das wenig mit science (= Wissenschaft) und viel mit science fiction zu tun hat. Al Gore, ehemaliger US-Vizepräsident, redet nicht nur gern über den Klimawandel, er verdient auch gut daran. Der von ihm mitgegründete Vermögensverwalter Generation Asset Management investiert über einen 680 Millionen Dollar schweren Fonds in Klimaschutzprojekte und CO2-Emissionsrechte. Die Finanzminister partizipieren über die Umsatzsteuer bei jeder Massnahme oder Investition, die zum Zweck des vermeintlichen Klimaschutzes realisiert wird, sei es die Installation einer Wärmepumpe, einer Solaranlage, eines Blockheizkraftwerks, einer Windkraftanlage, einer modernen energiesparenden Heizungsanlage oder einer Wärmedämmung bei Immobilien oder die Anschaffung von neuen energiesparenden Fahrzeugen oder von politisch korrekten Elektrofahrzeugen. Bei allen diesen Investitionen partizipiert der Finanzminister in Höhe der Umsatzsteuer an den investierten Kosten völlig unabhängig davon, ob die Massnahme wirklich dem Klima oder überhaupt der Umwelt nutzt.
 
Quellen
 
 
 
http://www.wiwo.de/finanzen/geldanlage-wie-privatanleger-vom-handel-mit-emissionsrechten-profitieren-koennen/5145046.html
 
Martin Eitel
 
Vor dem Schaden klug werden
Viele Leute brüsten sich nach einer Krankheit, nach einem Unfall, einem Missgeschick und dergleichen, sie hätten daraus gelernt, seien dadurch klüger geworden. In solchen Fällen denke ich jeweils, es wäre doch gescheiter, würde man durch Klugheit solche Schäden verhindern. Das gilt für den persönlichen und genauso für den gesellschaftlichen und politischen Sektor. Ich habe solche Gedanken im Blog vom 07-02.2012 („Warum nicht vor dem Eintreffen des Schadens klug werden?“) verewigt.
 
Ursula Rausser (E-Mail: wegwarte@solnet.ch) spann sie fort und vertritt die Meinung, dass ich einem Wunschtraum erlegen bin, denn ...
 
„... wir müssen beziehungsweise werden alle den gleichen Fehler machen, früher, jetzt und immer wieder. Wirklich lernen können die Menschen nur aus eigenem Leiden, sei es wegen eines fehlerhaften Verhaltens oder unverschuldet. Das beginnt schon beim Kind, wenn es trotz Warnung auf die heisse Herdplatte langt.
 
Warum das so ist? Ich habe keine Antwort darauf, ausser: Wir sind halt Menschen (ich glaube aber, das sei sogar meistens bei Tieren so). Wahrscheinlich wird früher oder später daran auch unsere Rasse zu Grunde gehen, und die Erde wird sich trotzdem weiterdrehen. Vielleicht wird dann alles wieder bei der Darwin'schen Theorie neu beginnen – oder auch anders.
 
Trotzdem lasse ich mich nicht von der Überzeugung abbringen, dass das Leben schön ist.
 
Ursula Rausser“
 
Das Leben, ja, es ist schön, meist sogar lebenswert. Die liebe Ursula Rausser hat Recht. Und vielleicht liegt es an uns, darauf hinzuwirken, dass es sogar noch ein bisschen schöner wird.
 
Kein Schmarren
Ein Schmarrn und ein Schmarren, das ist nicht das Gleiche, und der Schmarren als solcher hat verschiedene Bedeutungen: eine süsse Mehlspeise, wie sie vor allem die Österreicher lieben einerseits, und der Ausdruck einer Ablehnung anderseits: „Der erzählt einen Schmarren.“
 
Kein Schmarren im letzteren Sinne war das Blog „Kaiserschmarrn: Ein delikates Gericht, auch für einen Kaiser, das von Heinz Scholz am 24.05.2011 publiziert wurde und in dem die Geschichte dieser köstlichen Speise beschrieben wurde.
 
Benno Mauser (E-Mail: info@mauserklick.com) erweiterte die Darstellung geografisch bis nach Bayern mit folgenden Informationen und Zitaten:
 
Die Betrachtung des Autoren ist sehr Österreich-lastig. Im „Baierischen National-Kochbuch“ von 1824 wird ein ordinärer Mehlschmarren erwähnt. Die Zutaten waren 8 Eyer, ein Mäßel Milch, ein halbes Pfund Mehl. Ausgebacken wurde in Schmalz oder Butter. Der Schmarren wurde mit Zucker bestreut zu Tisch gegeben.
 
Ausserdem kannte man bereits Reis-, Gries- und Semmelschmarren.
 
Im Vorwort stand damals: „Die Baierische Küche gehört unstreitig unter die vorzüglichsten Teutschlands; dies ist das einstimmige Urteil aller Fremden.“
 
Man könnte ketzerisch die Frage stellen: Wer hat's erfunden?
 
Benno Mauser
 
Die Lehre aus dieser Zuschrift: Wer einen Schmarrn geniesst, sollte nicht nur an Österreich, sondern auch an Bayern denken. Im Übrigen kommt aus den beiden Ländern (ich bin nicht so ganz sicher, ob das selbstbewusste Bayern überhaupt zu Deutschland gehört) ja sonst auffallend wenig Schmarren.
 
Allfälligen Widerspruch würde ich mit der Feststellung parieren, ich sei über unsere angesehenen Nachbarn halt zu wenig genau informiert. Doch solch eine Ausrede wird wohl kaum nötig sein.
 
Hinweis auf die bisher erschienenen „Reaktionen auf Blogs“
12.08.2011: Reaktionen auf Blogs (111): Suchaktionen nach dem Verstehen
24.12.2011: Reaktionen auf Blogs (116): 2996 Tagebuchblätter in 7 Jahren
Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
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