Gefahren auf Wanderwegen mit Kühen
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

  
Wer eine Kuh als Wanderer zu nahe kommt, muss aufpassen, dass er nicht überrannt oder mit den Hörnern malträtiert wird. Auf jeden Fall haben wir als Wanderer Respekt vor den Vierbeinern. Unfälle mit Rindern und Kühen auf Bergweiden gab es schon mehrfach, auch in der Schweiz. So wurden Biker und Wanderer zum Teil erheblich verletzt. Leser Conrad F. Stäheli von Freienbach schrieb in einer Zeitung aus dem Kanton Uri, dass er schon mehrfach Opfer einer Herde junger Rinder-Hooligans wurde. Es blieb ihm nichts anderes übrig „auf Teufel komm raus Fersengeld zu geben.“ (den Text des Leserbriefs konnte ich auf Twitter einsehen).
  Der Leser hatte ein noch anderes Erlebnis. Er  stellte im Gebiet des Klausenpasses sein Auto auf einem kleinen Parkplatz ab.  Nach einer längeren Bergtour kam er zurück und bemerkte an seinem Auto Kratzer  und Beulen, verursacht durch Kuhschellen und Kuhhörner. „Niemand hat mir damals  den Schaden bezahlt. Seitdem habe ich die Gegend des Klausenpasses nie mehr  besucht. Mich und Mitglieder meiner Familie hat es schon auf Wanderungen  vaterländisch auf das Hinterteil geschmissen.“ Wie er weiter berichtete, hatte  er sich fast den Arm oder die Hand gebrochen als er einen Sturz auffangen  wollte. 
Auch bei unseren Wanderungen im Südlichen Schwarzwald müssen wir ab und zu über eine mit Kuhfladen übersäten Wiese laufen. Da war höchste Aufmerksamkeit geboten, um diese auszuweichen und nicht in den „Tellerminen“ (so nennen wir die Kuhfladen) auszurutschen.
Der Leserbriefschreiber berichtet weiter, er führt immer wieder Touristen auf Wanderwegen im Elsass und Deutschland durch Kuhwiesen. „Die Touristen waren total verängstigt, verunsichert, genervt und wollten umkehren.“ Er führte dann die Touristen an Kuhfladen, und Rinder gekonnt vorbei. Wie er sagte, sprach er die Rindviecher gut zu. „Diese Massnahme funktioniert meistens auch bei den Zweibeinern.“
BSE-verseuchte Rinder
   Während einer Wanderung nahe von Sissach (Schweiz)  kam unsere Wandergruppe einmal an einer Kuhweide vorbei. Plötzlich rannten 5  Jungtiere mit hängenden Zungen, weit aufgerissenen Augen und eckigen Sprüngen  einen Hang herunter in Richtung friedliche Wanderer. „Das können nur  BSE-verseuchte Rinder sein, geht in Deckung“, rief uns ein Wanderfreund etwas  ängstlich zu. Aber zum Glück stoppten die Kühe vor einem Weidezaun. Sie waren  nur neugierig oder wollten was zum Fressen.
Friedliche Schweizer Kühe
   Vor 2 Jahren mussten wir im Weissenstein- und  Passwanggebiet eine Kuhweide auf einem offiziellen Wanderweg am späten  Nachmittag durchqueren. Auf der Weide standen oder lagen die gesättigten  Vierbeiner. Vorsichtig gingen wir an die mit Hörnern bewaffneten Kühen herum  und sprachen sie in einem ruhigen Ton an. Es war uns schon etwas mulmig zu  Mute. Ein ganz mutiger Wanderbursche streichelte eine Kuh am Kopf. Sie liess es  sich gefallen. Aber wir schafften es, die Weide ohne Angriffe zu überwinden.  Scherzhaft meinte ein Wanderfreund: „Es waren ja friedliche Schweizer Kühe.“
Vorsicht ist besonders angebracht, wenn Kälber mit Muttertieren oder Bullen auf einer Weide sind. Wir nehmen dann einen kleinen Umweg in Kauf.
Sie wurde von einer Kuh verfolgt
   Ein Erlebnis aus meiner Jugendzeit ist mir noch  gut in Erinnerung. Meine Schwester Ursula und ich verbrachten mit  unseren Eltern einen Urlaub im Allgäu. Bei einer Wanderung mussten wir auch  Almwiesen überqueren. Die Kühe grasten überall friedlich auf den saftigen  Wiesen. Bis wir auftauchten. Frohen Mutes waren wir auf einem abwärts führenden  Wanderweg unterwegs, als es einen Zwischenfall gab. Ich war schon vielleicht 50  m voraus, während meine Schwester langsamer voranschritt. Plötzlich hörte ich  meine Schwester schreien. Sie wurde von einer nicht so lieben Kuh verfolgt.  Aber meine Schwester war schneller. Sie erreichte mich und wir brachten uns  hinter einem Weidezaun in Sicherheit.
Kräuterfrau purzelte den Berg hinunter
   Eine Kräuterfrau aus Schönau, erzählte mir vor  einiger Zeit eine Geschichte, die ihr beim Kräutersammeln passierte. Als sie  auf einer Weide besonders schöne Heilpflanzen entdeckte und keine einzige Kuh  erblickte, kroch sie auf allen Vieren unter den Weidezaun ins saftige Grün. Sie  sammelte einige Kräuter ein als sie plötzlich ein lautes Gebrüll hörte. Über  eine kleine Anhöhe tauchte eine Kuhherde auf, die auf unser Kräuterweiblein zurannte.  Sie liess alles fallen und sprang, was das Zeug hielt, den Abhang hinunter. Sie  bekam zuviel Schwung, überschlug sich und purzelte bergabwärts. Sie sauste  unter dem Weidezaun hindurch und blieb benommen am Wegesrand liegen. Nach  kurzer Zeit rappelte sie sich auf und erreichte wie in Trance ein nahegelegenes  Wirtshaus. Der Wirt berichtete später, sie wäre ganz zerzaust und zerkratzt  angekommen und hätte nur wirres Zeug gesprochen. Wahrscheinlich hatte sie eine  leichte Gehirnerschütterung. Sie erholte sich jedoch schnell und war an den  nächsten Tagen wieder auf der Suche nach heilkräftigen Kräutern.
*
*    *
 
       
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                
