Textatelier
BLOG vom: 19.03.2005

Den Parksündern in London platzt der Kragen

Autor: Emil Baschnonga

Eine flüchtige Suche im Internet legt es an den Tag: Die Parksünder werden in England und anderswo von Parkteufeln („traffic wardens“ in England) verfolgt und mit zünftigen Bussen bestraft. Vor noch nicht so langer Zeit gab es hin und wieder einen Parkengel, der ein Auge oder auch deren 2 zudrückte.

Der einst so stoische Engländer reagiert heute äusserst vehement, wenn er einen seiner Meinung nach ungerechtfertigten, unter dem Scheibenwischer eingeklemmten Bussenzettel vorfindet. In den Leserzuschriften, etwa im „Evening Standard“, drückt er seinen Ärger unverblümt und sehr kraftvoll aus. Die gehässigste Tirade gegen die Parkteufel können Sie unter http://www.suttonisevil.info/ nachlesen und dabei erst noch Ihren englischen Sprachschatz bereichern . . .

Der Parkteufel entspringt der privatisierten Hölle (Privatfirmen haben die einst behördliche Aufgabe übernommen). Ihm bleibt nicht anderes übrig, als sein Fixum durch Prämien aufzubessern: Je mehr Bussen er aushändigt, umso mehr verdient er. Jeder Autofahrer ist somit sein Freiwild.

Mir lauerte einer auf, als ich meine Zeitung frühmorgens in der Church Street in Wimbledon kaufte. „Er entsprang wie der Teufel aus einem Hauseingang“, sagte ein Augenzeuge und Bekannter von mir. Innerhalb von 2 Minuten, ich traute meinen Augen nicht, hatte ich den Zettel − £ 40.− Busse (rund 90.− CHF). So eine teure Zeitung habe ich noch nie im meinem Leben gekauft!

Diese Parkmisere – und andere heutzutage mit dem Autofahren verbundene Qualen – weisen auf eine grundsätzliche Frage hin: Neigt sich das Zeitalter der Pkws dem Ende zu? Im Verkehr kommt man kaum mehr vorwärts. Die Suche nach einem Parkplatz frisst Zeit und Benzin und kostet Nerven. Viele Leute haben schon aufs Velo umgesattelt oder gehen schlicht und einfach zu Fuss. Radfahrerstreifen werden den Strassen angefügt. Langsam aber sicher verbessern sich die öffentlichen Transportmittel auch in England.

Haben Sie bemerkt, wie in der Autowerbung jeder Verkehr fehlt? Photogene weibliche Geschöpfe stacheln männliche Dummköpfe reizvoll zum Kauf an. Mit kräftigem Druck aufs Gaspedal flitzt das Auto innert Sekunden jenseits aller erlaubten Geschwindigkeit . . .

Angenommen, das Auto hätte ausgedient, wäre damit gleichzeitig der Racheakt gegen die Parkteufel vollzogen. Sie allesamt würden ihre Stellen verlieren! Inzwischen werden die berühmten „Cries of London“ (Kaufrufe durch mobile Berufsgruppen, wie es sie seit dem ausgehenden Mittelalter gibt) durch den klangvollen Warnschrei vor dem Parkteufel bereichert: TRAFFIC WARDEN ABOUT! Ich habe ihn kürzlich von einem Velofahrer aufgeschnappt. Es gibt doch noch nette Leute, denen das Wohl ihrer Mitmenschen am Herzen liegt.

Den Parkteufel zu spielen, das kann doch keine Aufgabe für erwachsene Frauen und Männer sein! Die Strassen wimmeln von „Traffic Wardens“. Welch ein Verschleiss von Arbeitskräften, denke ich mir. Sie könnten so viel Besseres leisten! 

Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück
Canna verleihen einen Hauch karibisches Flair
Artenreiche Streuobstwiesen stark gefährdet
Liebe zu den Kräutern in die Wiege gelegt
Eine Hütte mit Fleischsuppe im Namen
Rätsel um die Russenbänke in Präg gelöst
Altes Giftbuch entdeckt – Wurde Mozart vergiftet?