Textatelier
BLOG vom: 06.12.2015

Das Land Uri: Geschichte als „Grundnahrungsmittel“

Autor: Pirmin Meier, Historiker und Schriftsteller, Beromünster LU/CH


Ein verantwortetes Lebenswerk: Hans Stadler-Planzers „Geschichte des Landes Uri“ kommt eine Sonderstellung unter den neuen Kantonsgeschichten zu. Schön gemacht mit überraschenden Durchblicken. Das Lob von Autor Pirmin Meier enthält wenig Kritik.

Das Problem der Innerschweizer Geschichte liegt darin, dass sie um 1470 mit dem Weissen Buch von Sarnen schon längst erzählt wurde. Hensli Schriber, Urkundenautor, Schreiber von Bruder Klaus, schrieb die Geschichte von Wilhelm Tell, übrigens nicht in der Meinung, ein Märchen zum besten zu geben. Ein weiteres Problem stellt Christoph Blocher dar. Weil er mit seinem Blick in die Geschichte gewisse politische Absichten verfolgt, geht es nicht ohne Widerspruch, etwa Marignano betreffend. Auch Morgarten, dessen Gedenktag am 15. November kaum mehr Wellen warf, ist von Geschichtslegende überkleistert. Hintergrund war der Streit um das vom Kloster Einsiedeln gezüchtete Braunvieh und dessen Weideplätze. Auch für die ältere Geschichte des St. Gotthard und damit die Geschichte von Uri und Urseren ist das Vieh fast so wichtig wie die Menschen. Peter von Matt hat mit einem preisgekrönten Buch „Das Kalb vor der Gotthardpost“ darauf hingewiesen.

Lässt Peter von Matt die Frage aus, wohin und zu welchem Ende das Kalb über den St. Gotthard getrieben wird, nämlich auf dem Weg zum Schlachthaus in Mailand, Bellinzona oder Como, schreckt Historiker Stadler vor unpoetischen aber umso realistischeren Fragestellungen nicht zurück.

Urschweiz ohne Eidgenossen?
Was war ein „Kuhessen“ im Vergleich zum achtfach geringeren Wildheubedarf eines Schafs oder einer Ziege? Uris Hühnerbestand im Jahre 1317 gehörte zu den steuerrelevanten Daten. Also besteht ein Zusammenhang zur Freiheitsgeschichte der Schweiz. Was Jacob Grimm einst eine kleine „Einzelnheit“ nannte, erweist sich in der Geschichtsschreibung manchmal als ein Hebel für die Widerlegung grösserer Irrtümer. Bei Hans Stadler-Planzer lesen wir in der Neuauflage zum ersten Band eine Antwort auf das Standardwerk von Roger Sablonier, „Urschweiz ohne Eidgenossen“ (4. Auflage 2013). Die Provokation des Titels wird sachte korrigiert. Die „lantliute gemeinlich von Ure“, die zur Gemeinde vereinigten Landleute, die seit 1243 ein eigenes Siegel führten, wussten so gut als Schweizer von heute, wer sie waren. Bei Grenzkonflikten traten sie mit eigener Identität als solidarisch handelnde Talgenossen in Erscheinung. Zwar nicht als Bürger im modernen Sinne. Noch bei Dostojewskij wird der letzte Satz von „Böse Geister“ falsch verstanden: „Da hing der Bürger des Kantons Uri“, übersetzte Svetlana Geier. „Landsmann“ hätte es heissen müssen. Mag es schon Wilhelm Tell nicht gegeben haben: die Urner waren als Eidgenossen von keinem historischen Föhnsturm wegzublasen.

Das Dilemma der Lebenden
Rund 40 Jahre Arbeit haben sich für Uris Kantonshistoriker gelohnt. Es ist, trotz 1385 Seiten (bei wenigen Delegationen an Mitarbeitende), nicht die kürzeste, aber als Gesamtporträt die kompakteste neuere Kantonsgeschichte. Bei den sieben Bänden des Kantons Schwyz (2012), ausgeprägter bei den zwei Bänden „Geschichte des Kantons Nidwalden“ fehlt trotz einzelner ausgezeichneter Beiträge die Vision und der Anspruch, die Geschichte des Kantons wirksam in die Schweizer Geschichte zu integrieren. Ob es Hans Stadler gelungen sei, wird sich noch weisen. Nur der Schluss mit der Darstellung eines längst ausgedünnten Kirchenwesens will nicht so recht zum Grossporträt einer Alpenrepublik mit Ausblick auf das 21. Jahrhundert passen. Eher schon hätte ein Blick auf die Verwandlung der Landschaft in Andermatt, Stichwort Sami Sawiris, gepasst. Der Ägypter ist, nebst Pistenbauer Bernhard Russi sowie „Katastrophenfranz“ Steinegger, Leitfigur der FDP Schweiz, auch Retter der Landesausstellung Expo 02, längst eine historische Figur. Sie erhielten, trotz Russis Goldmedaillen, wie auch die zurückgetretene FDP-Bundesfraktionspräsidentin Gabi Huber und der „tanzende Landammann“  Hansruedi Stadler noch keinen Eintritt in den Olymp der „Geschichte des Landes Uri“.

Wetter und Klima
Wer Eutych Kopp (1793 – 1866) ernst nahm, Luzerns Begründer der kritischen Geschichtsschreibung. stellte die Frühgeschichte der Eidgenossenschaft nicht mehr wie Klassiker Johannes von Müller als Nationalgeschichte vor .Wie für Sablonier war für Stadler klar, dass „Morgarten“, zu verstehen aus dem Geflecht Rapperswil – Einsiedeln – Habsburg und Braunviehhalter, nicht mehr wie auf dem Schulwandbild dargestellt zu erzählen sei. Auf neue Massstäbe hatte der Franzose Fernand Braudel (1902 – 1985)  verwiesen. Diesen Historiker interessierten Wetter und Klima fast mehr als Politik.

Nach Hans Stadler Planzer führten Klimaveränderungen, nach der Erwärmungsphase ab dem Jahr 1000, zu neuen Rodungsbedingungen. Das Abholzen, dem die Walser von Andermatt 1397 mit Vorschriften abhelfen wollten, bewirkte eine Senkung der Waldgrenze. Die Abkühlungsphase ab 1600 trug das Ihre dazu bei. Auf Alpenesoterik in der Art von Eduard Renners „Goldener Ring über Uri“ wird zugunsten von Faktengenauigkeit bis hin zur grafischen Darstellung der Risthöhe des Rindviehs einst und jetzt verzichtet. Kein Alpöhi weit und breit. Hingegen frägt man sich, wie ein Bauer mit zehn Kindern noch im 20. Jahrhundert mit Schmalvieh (Schafe, Ziegen) seine Familie durchbringen konnte. Illustrationen bilden die sozialen Verhältnisse zum Teil so ab, dass Statistiken und Grafiken, die nicht fehlen, von relativer Bedeutung bleiben.

Eine Umweltkatastrophe zur Zeit des 2. Weltkrieges
In der Geschichte des Kantons Uri, in 3 Bänden auf 1385 Seiten in benützerfreundlichem Format dargestellt, lässt der Gesundheitszustand des Viehs sogar für die Darstellung von Uri zur Zeit des 2. Weltkrieges aufhorchen. Zur Zeit des 2. Weltkrieges mussten gegen 14 000 Exemplare Weidevieh notgeschlachtet werden, mit einem Gesamtschaden von weit über 7 Millionen Franken. „Skandal!“ zu schreien war verboten. Verzweifelte Bauern nahmen sich, wie heute, das Leben.

Hintergrund dieser von Projektmitarbeiter Romed Aschwanden für Band 2b aufbereiteten Geschichte waren Übungskurse der Schweizer Armee. In einer Geheimaktion mussten 200 Mann von sogenannten „Nebeltruppen“ das Senfgas Perchlornaphtalin ausprobieren. Die Nachwirkungen auf das Gras, an einigen Stätten Generationen von Kühen treffend, waren verheerend. Die grösste Katastrophe in der Geschichte der Alpwirtschaft blieb bisher den Geschichtsbüchern vorenthalten. Aschwandens Resultate können sich sehen lassen. Sprachlich hat er mit „Urnerinnen und Urnern“, „Bevölkerung“ als Bezeichnung der noch einen fast homogenen Volkskörper bildenden Einwohnerschaft vor 80 Jahren sowie „faschistische Parteien“ zur manipulierten Sprachregelung des Begriffs „nationalsozialistisch“ noch gängigen Seminarwortschatz verinnerlicht. Einen grossen Kontrast zum Papierdeutsch bildet die „Geschichte des Kantons Uri“ (1862) von Landammann Karl Franz Lusser. Ein Sprachkunstwerk zwischen Barock und gymnasial geschultem Humanismus. Gelegentlich von Hauptautor Stadler respektvoll zitiert.

Es erwies sich aber trotzdem als richtig, bei der Urner Kantonsgeschichte einzelne Themen Spezialisten zu überlassen. Auch ohne die Sprache eines Humanisten ist Romed Aschwanden mit der Darstellung der Urner Gaskatastrophe zur Zeit des 2. Weltkrieges ein Stück Schweizergeschichte gelungen, das in die Schulbücher gehört. Es handelte sich um eine Umweltkatastrophe wohl schlimmer als „Schweizerhalle“. Eines der erbärmlichsten Vorkommnisse in der Geschichte der Schweizer Armee, was damals jedoch in Sachen Berichterstattung auf kleinstem Feuer gehalten werden musste. Ein relativ geschönter Bericht erschien 1943 in der Schweizer Illustrierten.

Kritischer Hinweis auf Bildungsgeschichte
Gebildete Urner wie Landeshauptmann Sebastian Peregrinus Zwyer, nebst Basels Johann Rudolf Wettstein der bedeutendste Schweizer Aussenpolitiker am Ende des 30jährigen Krieges, präsentierten sich 1653 mit lateinisch umrahmten poetischen Porträts. Die lateinisch-katholische Humanisierung der Eliten begann mit der Gegenreformation unter Mailands Erzbischof Carl Borromeo und endete bald nach dem Auszug der Mönche von Mariastein als Lehrer der ursprünglich „Borromäum“ genannten Kantonsschule Altdorf. „Latein und Griechisch fehlen heute mangels Interesse in den Stundenplänen. Die aus anderen Kantonen, besonders aus dem Tessin, vielfältig zusammengesetzte Schülerschaft machte einer ausschliesslich aus Uri stammenden Studentenschaft Platz. Die Ausstrahlung der Bildungsstätte in die übrige Schweiz war vorbei“ kommentiert Hans Stadler. Die Darstellung der Bildungsgeschichte des Kantons gehört zu den Vorzügen der drei Bände. Als Mitarbeiterin von Klasse erweist sich Brigitte Degler-Spengler, als Redaktorin von „Helvetia Sacra“ eine der besten Kennerinnen alpiner Spiritualität und Volksfrömmigkeit. Ihr Aufsatz über Eremiten im Kanton Uri ist samt Illustrationen eine kulturhistorische Delikatesse: gut und klar geschriebene eigene Forschung, makellos ins Ganze integriert. Hans Stadlers Historikersohn Pascal beschränkt sich in zwei Beiträgen auf sein Spezialgebiet Demographie. (Ich schrieb diesen Satz meiner Rezension in derselben Nacht, als die überragende 74jährige Gelehrte im Claraspital Basel das Leben mit dem Tode vertauschte. Sie solle ihren exzellenten Aufsatz noch wenige Tage zuvor noch gedruckt gesehen haben, die späteste Genugtuung einer Krebskranken. Für Forschungen, Mystik in der Schweiz betreffend, hinterlässt sie eine kaum zu schliessende Lücke.) 

Es bleibt aber dabei und macht den Unterschied: Hans Stadler-Planzer hat, in seiner Eigenschaft als Archivar, Wissenschaftler und Erzähler, eine Verantwortung übernommen, wie sie in den Projekten der Nachbarkantone schmerzlich vermisst wird. Was dieses Wagnis wert ist, wird sich noch weisen. Auf den ersten Blick überzeugt die unaufgeregte, in Wertungen meist zurückhaltende Darstellung. Geschichte sozusagen als Grundnahrungsmittel. Als Erzähler dominiert der jüngere Bruder von Hebelpreisträger Martin Stadler nicht mal in der eigenen Familie. Letzterer ist ein Meister der poetischen Geschichtenvermittlung. Im  Detail engagierter, auch zorniger. Als Verleger war er besorgt, dem dreibändigen Lebenswerk eine Ausstattung zu geben, die zugleich professionell und liebevoll ist.

Schweizergeschichtliches Format: Zwyer von Edlibach
Schweizergeschichtliches Format gewinnen Hans Stadlers Bände 1 und 2a sowie im Band 2b die Darstellung des 19. Jahrhunderts mit der Zeit der Helvetik und der Verkehrsgeschichte ab Carl Emanuel Müller, der als Monographie bedeutendsten Arbeit Hans Stadlers. Ohne Carl Emanuel Müller, auch Kirchenbauer in Bern, schätzt man das geistige Profil der Verlierer des Sonderbundskrieges, von einem Schweizer Journalisten 2013 mal „Taliban“ genannt, wohl falsch ein. Auch Constantin Siegwart Müller, der sogar vom eigenen Parteimann Philipp Anton von Segesser verabscheute Luzerner Anführer des Sonderbundskrieges, kommt als eingebürgerter Urner Landsmann zu einer vergleichsweise wohlwollenden und im Hinblick auf seine Verdienste für den Kanton Uri durchaus angemessenen Darstellung.

Zu überraschen vermag Hans Stadler-Planzer mit seinen Beiträgen zur Geschichte der Neutralität und der Geschichte der schweizerischen Staatswerdung jenseits von Bundesbrief und Rütli. Ohne die Lektüre des zweiten Bandes von Stadler über die Rolle der Zentralschweiz beim Erringen der formalen Unabhängigkeit der Schweiz aus Anlass des Westfälischen Friedens (1648) ist man möglicherweise nicht ausreichend im Bild. Sebastian Peregrin Zwyer von Evibach (1597 – 1661) war der wohl bedeutendste Innerschweizer Politiker in der Zeit des Ersten Villmerger Krieges und des Bauernkrieges. Innenpolitisch ein auch mal mit Gessler verglichener Potentat gehörte der Urner Landammann und kaiserliche Feldmarschall-Lieutenant, auch Bauernunterdrücker von 1653 zu den einflussreichsten Schweizer Politikern seiner Zeit. Dazu gibt Hans Stadler-Planzer  ein differenzierendes ebensbild eines Schweizers, den man mit Wallenstein vergleichen kann: Eine Figur, viel zu gross für den Kanton Uri, dessen bäurischen und bauernfreundlichen Landsleuten er nicht gerecht werden konnte. Dass er sich, nach anfänglichem Missverstehen, mit Johann Rudolf Wettstein 1648 als Schweizer Repräsentant zum Abschluss des Westfälischen Friedens in Münster und Osnabrück (1648) beitrug, war keine Verlegenheit. Ohne Zwyer, vom Kaiser zum Ritter geschlagener Landammann von Uri, hätte die staatsrechtliche Loslösung der Schweiz vom Reich und damit die sogenannte Unabhängigkeit des Landes für die katholischen Kantone wohl nicht gegolten. Man traute ihm bei den eigenen Leuten trotzdem nicht über den Weg. Schwyz wollte ihm den Prozess machen. Dazu Stadler: Zwyer war dem kirchlichen Extremismus abhold und pflegte vielfältige Kontakte zu reformierten Magistraten namentlich in Basel, Zürich und Bern. Auch pochte er, gleich wie die Urner Obrigkeit, auf die Rechte des Staates gegenüber Kirche und Klerus. (…) Zwyer war ein erfahrener General in kaiserlichen Diensten. Uri stand zu seinem Landsmann und weigerte sich standhaft, Zwyer einem auswärtigen Gericht auszuliefern.

Nebst der Darstellung Zwyers zeigt Hans Stadler wiederholt auf, wie hoch man vom Dreissigjährigen Krieg bis kurz vor dem Franzoseneinfall im Lande Uri das Prinzip der Neutralität einschätzte. Und beim beklagten Unrecht der Hinrichtungen von 1755 ist das Buch ein Zeugnis, sogar ein Bekenntnis zu der Klammerbeziehung zwischen alpiner Schweiz und dem Tessin. Wie wenige Leistungen von Schweizer Gelehrten regt die „Geschichte des Landes Uri“ zur Besinnung über die Schweiz an. Mit europäischen Dimensionen, wie man sie in Uri und Urseren nun mal versteht.

Zur Verantwortung des erfahrenen Historikers
Kulturgeschichte wird neben Kirchengeschichte, Verkehrsgeschichte, Wirtschafts-und Sozialgeschichte und jeweils höchst brisanter politischer Geschichte zu einem „Panoptikum der Schweizergeschichte mit Urner Bezug“, wie Matthias Halter, Präsident des Historischen Vereins Uri, das Werk vorstellte. bei der Präsentation des von Hebelpreisträger Martin Stadler als Verleger mitgestalteten drei Bände.  Angeblich entsprechen die je von einem Kollektiv verfassten Kantonsgeschichten von Schwyz (7 Bände) und Nidwalden (2 Bände) u.a. wegen „Meinungsvielfalt“ stärker internationalen Standards. Die Selbstentschuldigung war ein Irrtum. Die Die „Geschichte des Kantons Nidwalden“ von 2014 berücksichtigt weder die neuesten Resultate der Zschokke- und Pestalozzi-Forschung noch ist das Gesamtwerk des Nidwaldners Historikers Robert Durrer genügend aufgearbeitet. Zu schweigen von der Unterschlagung der bedeutendsten Innerschweizer Homosexuellenprozesse um Kulturschaffende, so gegen den Kirchenmaler Melchior Paul von Deschwanden und den Priester und Autor Heinrich Federer. Unerklärlich ist beim Nidwaldner Projekt nebst der notwendigen gründlichen Nichtaufarbeitung der Familiengeschichte der Winkelriede (sie haben existiert, waren aber zur Zeit „Sempachs“ weitgehend entmachtet) die Nichtpublikation des Nidwaldner Landrechts von 1456, ohne das man weder Klaus von Flüe noch das Stanser Verkommnis von 1481 verstehen kann. Sogenannte internationale Standards beruhen oft auf „Konsensobjkektivität“ beziehungsweise den Sprach- und Meinungsregelungen von Zitiergemeinschaften.

Diese Kritik am Nidwaldner Projekt ist insofern etwas einseitig, als die Kulturgeographie, Siedlungsgeschichte usw. des Kleinkantons durchaus hervorragend erfasst sind und einzelne exzellente Leistungen in keiner Weise bestritten werden. Auch ist Alt Staatsarchivar Hansjakob Achermann, als Kritiker Durrers, ernst zu nehmen, einige Thesen des Meisters, wie etwa die sogenannte Einheit Unterwaldens, erwiesen sich als unhaltbar. Trotzdem besteht bei jedem Historiker, der Robert Durrer, bis heute den unvergleichlichen Gesamtkenner Unterwaldens, nicht gründlichst erarbeitet, die Gefahr, hinter diesen Meister zurückzufallen.

Es ist hier nicht der Ort, die Geschichte von Nidwalden und von Schwyz auch noch gründlich zu rezensieren. Ich verharre aber bei der These, dass 40 Jahre Arbeit durch einen ortskundigen und humanistisch gebildeten Historiker mit breitem Horizont mehr bringen als je ein Jahr Arbeit durch 40 Historiker. Wiewohl jede Darstellung, zumal natürlich Wertungen und Perspektiven, unvermeidlich veralten. Es gehört dies zu den Bedingungen von Geschichtsschreibung als Identitätsrepräsentation. Wie auch immer: Der Kanton Uri hat aus meiner Sicht die richtige Entscheidung getroffen. Es brauchte aber auch noch etwas Glück, über den „richtigen Mann“ zu verfügen; es hätte auch die richtige Frau sein können. Beispielsweise darf der verstorbenen Mitarbeiterin Brigitte Degler-Spengler nachgesagt werden, dass ihre je einzelnen Beiträge sowohl in Helvetia Sacra wie auch in der Urner Geschichte nahe an der Perfektion sind. Aber natürlich kommt es bei einem Historiker eines Kantons, habe er nun Robert Durrer geheissen oder Hans Stadler-Planzer, auch noch darauf an, dass er mit seiner persönlich vollzogenen Existenz Geschichtsbewusstsein in seiner Heimat gelebt hat und auf glaubwürdige Weise zu repräsentieren imstande ist.

 
 
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